1 Wasser- und Sumpfpflanzen
Kulturfolgerpflanzen
Ehemals war das Acker-Filzkraut sehr selten. Von der Landwirtschaft der DDR mit
Pflanzengift-Massen überschüttet, was heute als Straftatbestand verfolgt würde, war
es auf minimale Restbestände geschrumpf.
Nach der Wende 1989 gab es Flächenstillegungen, wo dieses Filzkraut sich
geradezu explosionsartig ausbreitete. Dominanzbestände bis ca. 1ha Größe, schon
von weitem zu erkennen. Innerhalb weniger Jahre wandelte sich die Situation von
sehr selten zu sehr häufig. Und die Ausbreitung ging weiter. Heute sind zwar kaum
noch Brachen anzutreffen, aber das Acker-Filzkraut findet man praktisch überall,
selbst im Innenstadtgebiet Wittenbergs. Diese Aufnahme entstand an einem
Standort, wo man eine Steppenpflanze am wenigsten vermuten würde: an einem
Ufer bei Wartenburg. Durch trockenes Wetter ist der Wasserstand gefallen und das
sandige Ufer bietet vorübergehend einer untypischen Vegetation geeignete Bedingungen.
Wenn das Wetter sich normalisiert, werden hier wieder Sumpfpflanzen wachsen.
Dass die Natur wandelbar ist, ist nichts Neues. Überraschend ist aber immer wieder,
wie schnell sich solche Vorgänge abspielen können. Gerade in den letzten Jahren
und der trockenen Witterung zum Trotz haben sich wunderbare Biotop-
Verbesserungen abgespielt, dass man nur staunen kann.
Folgt man den Medien, bewegt sich die Erde auf eine Katastrophe zu. Geht man
hinaus und kennt sich mit Botanik und Biotopen aus, sieht man, dass der
Weltuntergang mal wieder ausfallen wird!
Acker-Filzkraut (Filago arvensis)
Feinblättriger Erdrauch (Fumaria vaillantii)
Der Feinblättrige Erdrauch ist ein Vertreter der den Mohngewächsen nahestehenden
Gattung der Erdrauchgewächse. Es handelt sich überwiegend um einjährige
(Acker)wildkräuter, die durch den starken Einsatz von Herbiziden in der Landwirt-
schaft selten geworden sind. Gegenwärtig gibt es noch einigermaßen stabile
Bestände auf wenigen Äckern, die schwächer begiftet werden und im Bereich von
offenen Ruderalfluren, beispielsweise auf Baustellen.
Einen gewissen Verbreitungs-Schwerpunkt in der Region scheint Reinsdorf zu bilden,
von Apollensdorf-Nord bis zum Stadtrand Wittenbergs. Auch auf dem Gelände des
NABU-Stadtwaldzentrums wurde der Feinblättrige Erdrauch schon mehrfach gesehen.
Er wird hier nicht bekämpft.
Diese stark vergrößernde Lupenfotografie unter Studiobedingungen zeigt, wieviel
Schönheit unsere Pflanzenwelt im Kleinen birgt. Darzustellen ideal mit den Mitteln
der Fotografie.
Zum Schutz der teilweise dem Aussterben nahen Acker-Wildkräuter gibt es in
Sachsen-Anhalt eine Initiative, in deren Kern seltene Acker-Wildkräuter erfasst, als
Samen gesammelt und als Erhaltungs-Kultur gezüchtet werden.
Die rechtskräftigen Grenzwerte für den Einsatz von Herbiziden umgeht die
Landwirtschaft, indem sie zwar die Mengen der einzelnen Mittel unter dem
Grenzwert hält, aber verschiedene Mittel gemeinsam ausbringt. Da die Mittel nicht
für den kombinierten Einsatz entwickelt wurden, ein riskantes Spiel! Niemand weiß,
ob oder wie die Mittel untereinander reagieren. Das "Versuchskaninchen" in diesem
deutschlandweiten Experiment ist der Verbraucher. Warnende Stimmen mahnen,
dass sich hochtoxische Substanzen bilden und als Rückstände in den
Kulturpflanzen verbleiben könnten.